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Wir trauern um unseren ehemaligen Regionaltrainer Karl-Heinz Schwab

Quelle: ReiterJournal-Aktuell
Text: Roland Kern

Karl-Heinz Schwab lebt nicht mehr

Seine kampfbetonten Ritte werden unvergessen bleiben. Der Bad Rappenauer Springreiter, Ausbilder und Trainer Karl-Heinz Schwab lebt nicht mehr. Er verstarb am Mittwochmorgen im Alter von 77 Jahren; er war schon eine Weile gesundheitlich angeschlagen. Er zählt zu den erfolgreichsten Springreitern Baden-Württembergs nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine größten nationalen und internationalen Erfolge feierte in den Jahren zwischen 1980 und 1990.

Vier Mal wurde Karl-Heinz Schwab Landesmeister in Baden-Württemberg: 1977, 1981, 1983 und 1985. Das war lange Rekord. In der neueren Zeit kommt nur noch Timo Beck auf diese Anzahl an Titeln. Bei seiner ersten Goldmedaille lagen Stefanie Baumann (heute Müller) und Karl-Heinz Streng auf den weiteren Plätzen. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen damals, Karl-Heinz Schwab war oft der Schnellste. Er ritt eigentlich immer auf Sieg. In seiner Laufbahn hat der Bauernsohn rund 140 S-Springen gewonnen. Er hatte die Pferde immer auf seiner Seite.

Dabei war Schwab im Parcours eher ein Späteinsteiger. Bei seinem ersten Turnierstart 1976 war er bereits 29 Jahre alt, aber ein Jahr später wurde er schon zum ersten Mal Landesmeister im Sattel von Fähnrich. Reiten lernte er auf den Ackerpferden seiner Eltern, zum turniermäßigen Training war erst Jahre später die Zeit. Sein großer Durchbruch kam ein Jahr später mit einem dunklen Fuchs: dem bulligen Hannoveraner Wolfsblut. Die beiden kompakten und kräftigen Körper passten zueinander wie ein Kunstwerk.

Karl-Heinz Schwab war Autodidakt. Er war kein Stilist, hatte aber einen besonderen Stil. Sein Instinkt leitete ihn und er war auf seine Art begnadet. Er saß ganz nah am Pferd, bildete eine Einheit. Nerven hatte er keine. Mit Wolfsblut wurde er zum Spezialist für Mächtigkeitsspringen, ritt über Mauern in luftiger Höhe auf fast allen wichtigen Turnierplätzen dieser Zeit: Mannheim, Donaueschingen, München, Verden, Walldorf, Berlin, Münster. Jeder kannte den Schwab aus Baden, auch wenn die Norddeutschen seinen Dialekt fast nicht verstanden. Karl-Heinz Schwab gab die Antworten sportlich vom Sattel aus.

Sensationell: Ende der 80er-Jahre ritt er Nationenpreise und belegte 1987 bei den Deutschen Meisterschaften in Mannheim Rang sechs der Gesamtwertung, im Finalspringen nur von Paul Schockemöhle und Deister geschlagen. Markeur und Dynamit waren seine besten Pferde damals. Karl-Heinz Schwab war ein engagierter Trainer, aber nicht unbedingt jedermanns Liebling. Das lag auch daran, dass er immer seine Meinung sagte, ob sie seinem Gegenüber passte oder nicht. 1992 bis 1997 war Schwab Regionaltrainer in Nordbaden, er konnte junge Menschen begeistern. Als Coach war er mehr Kumpel als Befehlsgeber.  Ein Diplomat war er nie, und es heißt, es gab Turnierrichter, die auf die Flucht gingen, als er sich näherte. Karl-Heinz Schwab war ein Original, unverwechselbar.  Eine Naturgewalt im Sattel.  Ein Pferdemann mit Ecken und Kanten.

Das Reiterjournal hatte vor, den „Mann mit dem Wolfsblut“ demnächst in der Serie „Unsere Besten“ vorzustellen. Jetzt ist es ein Nachruf geworden. Sehr schade. Er ruhe in Frieden.